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Ein Plädoyer für mehr Demut im Management.
Komponenten einer demütigen Führung

Fragst du dich gerade, was Demut mit Führung zu tun hat?

Eine berechtigte Frage, weil Führung mit Stärke, Autorität und Selbstbewusstsein assoziiert wird.

Demut hingegen wird oft mit Schwäche, Unterwerfung und Unbedeutsamkeit verbunden. Aber das ist ein Trugschluss.

Im Buch „Der Weg zu den Besten“ von Jim Collin wird Demut als eine wesentliche Qualität erfolgreicher Führungspersönlichkeit beschrieben. Ich glaube, dass diese Haltung ein enormes Potential hat und dem Anspruch von Agilität und modernem Leadership mehr als gerecht wird.

Du erfährst in diesem Beitrag:

  • Was Demut im Kontext von Leadership bedeutet?
  • Wodurch sich ein demütiger Führungsstil kennzeichnet?
  • Welcher Eigenschaften eine demütige Führungspersönlichkeit mitbringt und welche Vorteile sich daraus ergeben?

Folgende Charakteristika kennzeichnen nach Jim Collin einen „Level-5-Manager“:

  • Bescheidenheit
  • Entschiedenheit
  • Zurückhaltung
  • Härte
  • keine Starallüren

Hast du diese Begriffe bisher mit Demut verbunden? Wenn nicht, dann lies unbedingt weiter…

Sind erfolgreiche Manager:innen & Führungspersönlichkeiten demütig?

Aus meiner Erfahrung zunächst erstmal nicht. Ich habe im Führungskräfte-Coaching zumindest noch nie erlebt, dass Demut oder Bescheidenheit als persönliche Stärke benannt wurde. Es besteht hier eher Nachholbedarf. Denn: Demut & Bescheidenheit wird in der Regel als Schwäche (miss-)verstanden.

Für das Image erfolgreicher Führungspersönlichkeiten gilt noch immer das Gesetzt des Stärkeren, es herrscht eine Ellenbogenmentalität und die repräsentative Selbstbehauptung wird als Statussymbol und Zeichen des Erfolgs gefeiert. So ist zumindest mein Eindruck.

Gesprochen wird viel von einer Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien, die Partizipation ermöglicht und Wertschätzung voraussetzt. Aber gelebt wird oft eine Führungskultur, die durch Selbstdarstellung und Ich-Zentrierung geprägt ist. Das Team soll wie fleißige Ameisen funktionieren und die Führungsebene feiert die Erfolge. Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit ist erwünscht, wird aber spätestens dann zum Streitpunkt, wenn das Engagement der obersten Führungsebene gefordert ist.

Es gilt: Fressen oder gefressen werden. 

Wer da nicht mitspielt, wird schnell zum Außenseiter oder wegrationalisiert.

Da wirken die Ausarbeitung von Collins, die bereits vor über 20 Jahre erschienen, fast schon revolutionär. Im Zuge von „gesunder Führung“, „New Work“ und „Agilität“ müsste Demut eigentlich eine bereits etablierte Haltung sein. Aber dem ist nicht so. Ich gebe zu, es ist eine Herausforderung, weil eine demütige Haltung Rückgrat erfordert. Demut ist keine Strategie, sondern eine innere Einstellung zum Leben. Eine Implementierung dieser Haltung erfordert ein bedingungsloses Bewusstsein auf ALLEN Ebenen.

Was bedeutet Demut im Führungskontext?

Demut bedeutet im Kontext von Führungskultur:

  • die Anerkennung eigener & fremder Grenzen
  • das Bewusstsein für Stärken & Schwächen (wechselseitig) 
  • das Verständnis für sich selbst als Teil des Ganzen

Demut fordert das Bewusstsein, dass die berufliche Performance für ALLE ein stetiger Lern- & Entwicklungsprozess ist. Demut verweist darauf, dass die Einzel-Performance vom Miteinander getragen wird und setzt somit einen respektvollen & wertschätzenden Umgang voraus.

Die Bestimmung sich selbst (immer nur) als einen Teil des Ganzen zu verstehen ist der Inbegriff einer demütigen Haltung.

Demut fordert eine Unternehmenskultur, in der Führung nicht dem Selbstzweck, sondern dem Gemeinwohl dient. Diese Betrachtung regt zum Aufbau einer tragfähigen Beziehungs- und Fehlerkultur an.

Demut ist nicht zu verwechseln mit Demütigung.

Auch nicht mit Unterwerfung. Und erst recht nicht mit Resignation.

Eine demütige Haltung ist Ausdruck für die bedingungslose Anerkennung eigener & fremder Grenzen. Demut fordert die Wahrung dieser Grenzen im wertschätzenden Miteinander.

Demut steht für das Bewusstsein, dass niemand vollkommen ist & das Leben ein nie endender Entwicklungs- und somit Lernprozess. Diese Haltung wird entsprechend auf die Berufswelt übertragen und prägt so die Führungs- und Unternehmenskultur.

Diese Bestimmung setzt den Mut voraus sich die eigene Fehlbarkeit und Verletzlichkeit einzugestehen. Es fragt sich hier: Wer ist dazu wirklich bereit und auch in der Lage?

Demut kann nur dann (vor-)gelebt werden, wenn die allgemeingültigen Kriterien der bestehenden Leistungsgesellschaft kritisch hinterfragt werden. Wenn der Wert von Arbeit nicht in Einzelleistungen gemessen wird, sondern die gemeinschaftlich erbrachte Leistung den Wert bestimmt.

Jedes Leben ist einzigartig & kein Leben ist wertvoller als ein anderes.

Auch wenn der Gedanke schmerzlich ist: Jedes Leben ist immer “nur” ein Leben unter vielen anderen.

  • Demut setzt die Stärke voraus Schwäche anzuerkennen
  • Demut versteht Schwäche nicht als Defizit, sondern als Bedingungen für Stärke
  • Demut bedeutet sich selbst als einen Teil des Ganzen zu verstehen

Genau dieser Gedanke macht vielen Menschen Angst. Sie befürchten durch eine demütige Haltung ihren Selbstwert und vor allem ihre Achtung & Anerkennung zu verlieren. Besonders dann, wenn sie ihre eigene Wertigkeit durch berufliche Erfolge bestimmen.

Sie verkennen mit dieser Selbstbezogenheit das tatsächliche Potential ihrer Wirksamkeit. Sie prägen das Leitbild einer Leistungsgesellschaft, in der Fehler als persönliches Versagen missbilligt werden.

Nicht verwunderlich, dass mit diesem Mindset ungern die Verantwortung für das eigene Fehlverhalten übernommen wird.

Kein Prozess, kein Projekt und kein Mensch ist fehlerfrei! Erst die Anerkennung dieser Bestimmung ermöglicht eine tragfähige Führungs- und Fehlerkultur. Sie ermöglicht es Fehler konstruktiv zu betrachten. Als Ergebnis von Entwicklung und als Zeichen von Wachstum. Sie sieht das Potential des Unternehmens nicht in der Einzelperson, sondern im Gesamtwirken.

Mein Fazit: Demut im Kontext von Management ist ein enorm wertvoller Impuls für eine moderne Führung & Unternehmenskultur. Gefragt sind Führungspersönlichkeiten mit der Stärke die eigenen und fremden Schwächen anzuerkennen. Ich bin überzeugt davon, dass diese Haltung ein Gewinn für jedes Unternehmen ist. Aber es ist zunächst eine Herausforderung…

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